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Körperspende: ein Leben für die Wissenschaft

Für uns Menschen ist der Tod die Endstation im Leben. Doch was viele nicht wissen: mit einer Körperspende kann man auch über den Tod hinaus noch Gutes tun.

Gutes tun durch Körperspende

Wir alle werden eines Tages sterben. Bis dahin solltest du dir nur nur Gedanken darüber gemacht haben, was nach deinem Ableben mit deinen Social Media Accounts passiert oder wem du was vererben willst, sondern auch darüber, was mit deinem Körper geschehen soll. Denn wenn dein Geist schon längst im Nirvana umherwandert oder in einer anderen Form wiedergeboren wurde, kann dein Körper auch über deinen Tod hinaus noch Gutes bewirken. Das geht zum einen mit einer Organspende. Mit einer Organspende kannst du gleichzeitig bis zu sieben Leben retten.

Darüber hinaus kannst du aber auch deinen ganzen Körper der Wissenschaft spenden. Was dann damit passiert, kommt ganz auf die Institution an, der du dich zu Lebzeiten anvertraust. Egal für welche Institution du dich entscheidest, eins steht fest: Wenn du schon zu Lebzeiten alles gut organisiert, ersparst du deinen Angehörigen eine Menge Stress, Zeit und Geld.

Körperspende an Universitäten: die Toten lehren die Lebenden

Universitäten und deren anatomische Institute haben einen steten Bedarf an Körperspendern. Nur so können angehende Ärztinnen und Ärzte die menschliche Anatomie studieren und ihre Kenntnisse über den menschlichen Körper verbessern. Deine Spende dient also der medizinischen Forschung, Aus- sowie Weiterbildung und kontinuierlichen Verbesserung der Universitätsmedizin. Sie ist somit ein Geschenk an die ganze Menschheit, die von den daraus gewonnenen Erkenntnissen profitiert.

Wenn du deinen Körper an eine Universität zur Verfügung stellst, kannst du dich darauf verlassen, dass deine Anonymität gewahrt wird. Angehende Ärzte in der Lehre bekommen keinerlei Informationen über den Leichnam, an dem sie lernen und forschen. Das ist auch nötig, um eine professionelle Distanz zu wahren und Objektivität sicherzustellen.

In der Regel verbleibt ein Körperspender für zwei bis drei Jahre in einem anatomischen Institut. Im Anschluss findet eine würdevolle Urnenbeisetzung statt. Die Kosten dafür müssen entweder vom Körperspender übernommen werden oder werden vom jeweiligen Institut gezahlt. Hier gibt es keine einheitliche Regelung. Die Beerdigung ist auch der Moment, an dem deine Angehörigen noch einmal trauern und Abschied nehmen können. Viele Universitäten haben einen eigens zu diesem Zweck angelegten Friedhof. Auf Wunsch des Körperspenders kann die Urne auch auf einem anderen Friedhof bestattet werden.

Voraussetzungen für eine Körperspende

Für dich steht fest, dass du deinen Körper nach deinem Ableben spenden willst? Dann musst du das schon zu deinen Lebzeiten organisieren. Denn nur mit deiner uneingeschränkten Einwilligung, ist eine Spende möglich. Am besten schaust du dich dafür einmal um, welche Universitäten es in deiner Umgebung gibt. Denn viele Institute nehmen nur Körperspender aus einem gewissen Radius an. Das hängt mit der Überführung des Körpers und den dadurch entstehenden Kosten zusammen. Apropos Kosten: Eine Körperspende wird nicht vergütet. Du kannst deinen Körper also nicht verkaufen – das ist aus moralischen und ethischen Gründen nicht möglich.

Hast du dich für eine bestimmte Universität entschieden, musst du eine sogenannte Letztwillige Verfügung ausstellen. Diese kannst du jeder Zeit und ohne Angabe von Gründen widerrufen, solltest du dich anders entscheiden. Wichtig zu beachten ist, dass ein Eintrag im Testament oder einer Patientenverfügung nicht ausreichend ist.

No Gos: Wer kann seinen Körper NICHT spenden?

Auch wenn du zu Lebzeiten alles sorgfältig geregelt hast, kann es passieren, dass deine Spende abgelehnt wird. Das kann einige Gründe haben. Verstirbst du zu zum Beispiel an einer meldepflichtigen Erkrankung, so kann dein Körper nicht angenommen werden. Auch starkes Übergewicht, Unfälle oder Suizid sind Gründe, die gegen eine Spende sprechen. Selbiges gilt, wenn du schon einen Organspendeausweis hast. Denn der lebende Mensch hat stets Vorrang.

Körperspendefür die Ewigkeit: Als Plastinat bei Körperwelten

Neben Universitäten kannst du deinen Körper auch an Körperwelten spenden. Körperwelten ist eine Ausstellung, in der plastinierte menschliche und tierische Körper ausgestellt werden und die es sich zur Aufgabe gemacht hat, zur allgemeinen medizinischen Aufklärung der Bevölkerung beizutragen. Die Präparate werden außerdem an Universitäten und anderen Lehreinrichtungen zur Forschung und Lehre eingesetzt. Du kannst entscheiden, ob einzelne Organe, bestimmte Körperteile oder der ganze Körper plastiniert werden soll.

Die Plastination ist eine spezielle Technik, um anatomische Präparate langfristig haltbar zu machen. Dabei werden dem Körper sämtliche Körperflüssigkeiten wie Wasser und Fette entzogen und durch Kunststoffe ersetzt. Dank dieser Technik wird den Bakterien, die für die Verwesung verantwortlich sind, die Lebensgrundlage entzogen und der Prozess des Verfalls gestoppt. Erstellt werden die Plastinate im Institut für Plastination (IfP) mit Sitz in Brandenburgischen Guben. Dort gibt es auch einen öffentlichen Bereich, in dem Besucher beobachten können, wie die Präparation und Plastination funktionieren. Gegründet wurde das Institut von Gunther van Hagen, dem Mitbegründer der modernen Plastination und dem Erfinder der Körperwelten.

Den Körper an Körperwelten spenden

Möchtest du deinen Körper an Körperwelten spenden, musst du dich vor deinem Tod mit einem Formular in der Datenbank vom IfP als Körperspender registrieren. Auch hier gilt wieder: Du gibst lediglich eine Willenserklärung ab, die du jederzeit widerrufen kannst. Du bist in keiner Weise juristisch gebunden.

Über die Überführung deines Körpers musst du dir keine Gedanken machen. Die Abwicklung und Kosten trägt das Institut. Für deine Angehörigen fallen lediglich die Kosten für die Ausstellung eines Totenscheins sowie der Sterbeurkunde, und wenn gewünscht, die einer Trauerfeier an. Dafür muss sich aber niemand den Kopf über teure Beerdigungskosten oder langfristige Grabpflege zerbrechen. Wichtig ist, dass du eine Vertrauensperson benennst, die das IfP über dein Ableben informiert, damit die Überführung deines Körpers schnellstmöglich eingeleitet werden kann.

No Gos: Gründen gegen eine Spende an Körperwelten

Im Gegensatz zu Universitäten ist bei Körperwelten eine Organspende kein Problem, da der Körper auch nach Entnahme der Organe noch wertvoll ist. Wichtig ist aber auch hier, dass zuvor keine pathologische Untersuchung stattgefunden hat – der Tod muss außerdem auf natürlichem Wege eingetreten sein. Liegt eine infektiöse Krankheit vor, muss das IfP zum Schutz der Mitarbeitenden unbedingt zuvor informiert werden. Die Entscheidung, ob deine Spende akzeptiert werden kann, wird dann anhand der jeweiligen Sachlage getroffen.

Papierblätter als Symbolbild für Rechtliches.

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Lea Linder

Lea Linder

Redakteurin

Hi, ich bin Lea. Ich bin Online-Redakteurin. Das Projekt AFK liegt mir sehr am Herzen, denn ich finde, der Tod gehört zum Leben dazu und ist nichts, wovor man sich fürchten muss. Besonders dann nicht, wenn man sich schon früh mit der eigenen Sterblichkeit auseinandergesetzt hat.