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Wiedergeburt der Seele im Klonkörper

Hollywood hat es vorgemacht, die Wissenschaft zieht nach: Klontechnik ermöglicht die Wiederauferstehung ausgestorbener Tierarten. Wie nah sind wir an der eigenen Unsterblichkeit?

Klonschaf Dolly und Jurassic Park - Stand der Wissenschaft

1996 wurde in Schottland erstmal ein Tier geklont. Dazu wurden aus Eizellen von Schafen die Zellkerne entfernt und durch Zellkerne aus Körperzellen von anderen Spendertieren ersetzt. Einer der daraus entstandenen Embryonen wurde von einer Schaf-Leihmutter ausgetragen, das weltberühmte Klonschaf Dolly. Dieser erste Erfolg hat weitere Forschung zum Klonen inspiriert, und es wurden bereits etliche Tierarten geklont. Vorweggenommen wurde diese Technik bereits 3 Jahre früher im Film Jurassic Park. Dort wurde aus dem Magen einer Mücke, die vor Millionen Jahren in einem Harztropfen konserviert wurde, Dinosaurier-DNS isoliert. Aus dieser hat man dann mit Gentechnik längst ausgestorbene Dinosaurier wiederauferstehen lassen.

Die reale Existenz der Klontechnik weckt natürlich viele Fantasien, letzten Endes auch den Traum von der eigenen Unsterblichkeit. Wenn der Körper durch Alter, Krankheit oder Unfall großen Schaden genommen hat, oder sogar schon gestorben ist, kann man dann nicht einfach in einen neuen, geklonten Körper umziehen? Aus biologischer Sicht ist der Mensch auch nichts anderes als ein Tier, und das Klonen sollte genauso funktionieren wie beim Schaf. Es gab dann auch einige Meldungen über geklonte Menschen, die sich aber als Falschmeldungen herausstellten. Die entstandenen Embryonen sind nie nachweislich über das sogenannte Blastozystenstadium mit nur wenigen Zellen herausgekommen. Einen guten Überblick liefert der Beitrag „Klonen - eine Chronik“ von Grit Kienzlen.

Aber die Forschung geht weiter und wird wahrscheinlich irgendwann Erfolg haben.

Was bieten Start-Up Unternehmen an?

Einige Start-Up Unternehmen haben sich der neuen Technologien schon angenommen und bieten Dienste an, die früher unmöglich waren. Wer das nötige Geld hat, kann sich eine Kopie seines verstorbenen Haustieres herstellen lassen.

Aber hier zeigen sich auch die Grenzen des Kopierens. Ein geklonter Hund kann dem Original sehr ähnlich sehen, und auch seine genetisch bedingten Charaktereigenschaften ähnlich sein. Dennoch wird er ein anderes Leben haben, andere Erfahrungen machen und andere Reaktionen zeigen in bestimmten Situationen. Ganz so, wie man es von eineiigen Zwillingen kennt. Wer mit dem Original sehr vertraut ist, wird einen Unterschied zur Kopie bemerken. Ein Experte erklärt das am Beispiel von potentiellen Klonen von Lionel Messi.

Es müssten also noch andere Techniken hinzukommen, um die Kopie zu perfektionieren. Das Bewusstsein mit allem Gelernten, allen Erfahrungen und allen Gefühlen müsste auch kopiert werden. Ein Cloud-Upload des Bewusstseins ist heutzutage noch nicht möglich, aber es wird daran geforscht. Es gibt auch schon kommerzielle Angebote, die digitale Versionen verstorbener Menschen anbieten. Das kann Hinterbliebenen die tröstliche Möglichkeit geben, in einer virtuellen Umgebung mit einem Avatar eines Verstorbenen zu reden, der im Stil des Originals antwortet. Mehr dazu hier.

Ethische und rechtliche Fragen

Nicht alles, was machbar ist, ist auch ethisch in Ordnung und erlaubt. In Deutschland verbietet das Embryonenschutzgesetz die Herstellung von Klonen. In den meisten europäischen Staaten ist das ähnlich geregelt, während die Gesetze in Asien und Amerika der Forschung weitaus mehr Freiraum lassen. Wenn menschliche Klone Realität werden, muss man sich aber mit einigen Fragen auseinandersetzen. Welche Rechte haben Klone? Sind es vollwertige, freie Menschen oder gehören sie jemandem? Und ab/bis zu welchem Entwicklungsstadium? Dürfen Klone als Ersatzteillager ausgenutzt werden? Dürfen Klone die Originale ersetzen?

Ein weiteres Problem ist das der Eugenischen Selektion. Erfolgreiche, talentierte oder gutaussehende Menschen könnten bevorzugt geklont werden, während Normalos oder gar „minderwertige“ Menschen, die keinen Idealvorstellungen entsprechen, außenvor bleiben. Bei Tieren wird so eine Selektion, die viel effektiver ist als eine normale Zuchtauswahl, bereits praktiziert.

Bekannte Hollywoodfilme, die obige Thematiken aufgreifen:

  • The 6th Day (Klon ersetzt Original)
  • Star Wars Episode II - Angriff der Klonkrieger (Armee geklonter Elitesoldaten)
  • Die Insel (Klone als Organ-Ersatzteillager)

Ist das Klonen die Rettung vor dem Tod? – Erfolgschancen

Bei Klonen gibt es eine Reihe von Schwierigkeiten zu überwinden. Die Spenderzellen sind in der Regel ausdifferenzierte Körperzellen, die eine eingeschränkte Reproduktionsfähigkeit haben. Je höher das Alter der Spenderzellen ist und je länger diese gelagert werden, um so höher die Wahrscheinlichkeit für Fehler im Erbgut. Bei der Entnahme der Spenderzellkerne kann es zu Beschädigungen kommen. Es können sehr viele Versuche nötig sein, bis man einen entwicklungsfähigen Embryo erhält. Auch wenn bis dahin alles gut geht, kann der Klon wie bei Dolly nur eine kurze Lebensdauer haben.

Beim Klonen von Menschen scheint es zurzeit noch besondere Probleme zu geben. Keine der Meldungen über geklonte „vollständige“ Menschen konnte bisher bestätigt werden. Die Forschung geht jedoch weiter und ein Erfolg ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Aber auch dann braucht man noch weitere Technologien, um eine wirklich perfekte Kopie zu erstellen. Das Bewusstsein des Originals, oder seine Seele, wenn man so will, muss noch in den neuen Körper umziehen. Digitale Technologien und Forschungen zur künstlichen Intelligenz sind schon weit fortgeschritten, und es wurden bereits einige Projekte mit dem Ziel des Mind-Uploading durchgeführt. Bis es hier einen Durchbruch gibt, auch beim Mind-Download, kann es für Interessierte nötig sein, auch auf die Kryonik zurückzugreifen, um diese Zeit ohne körperlichen und geistigen Verfall oder gar Tod zu überbrücken.

Fazit

Klontechnik allein kann wohl den Körper unsterblich machen, oder sogar einen toten Körper wiederauferstehen lassen. Aber das Bewusstsein, das den Menschen als Individuum ausmacht, ist nicht in der DNS kodiert und lässt sich nicht im Reagenzglas duplizieren. Immerhin, der biologische Auftrag, die eigenen Gene erfolgreich dem Test der Zeit zu unterziehen und weiterzugeben, erhält durch Klontechnik größere Erfolgsaussichten. Um aber als Individuum den Tod zu überwinden, braucht es noch weitere, vermutlich digitale Techniken, die einen Transfer des Bewusstseins in einen neuen Körper ermöglichen. Und wenn man schon dabei ist, warum nicht gleich in einen anderen, attraktiveren und stärkeren Körper?

 

Papierblätter als Symbolbild für Rechtliches.

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Phuong My Trinh

Phuong My Trinh

Redakteurin

Hallo Ihr Lieben! Ich komme aus Vietnam und studiere im 4. Semester Online-Redaktion an der TH Köln. Der Tod ist ein ernstes Thema, das jeden von uns betrifft. An diesem Projekt finde ich gut, dass so viele unterschiedliche Aspekte davon behandelt werden. Ich freue mich, dass ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann