Tod durch ungeschützten Sex? Keine Angst: Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ein Kondom-Unfall oder ein verrutschtes Lecktuch tödlich für dich endet. Wenn du dir beim ungeschützten Sex eine STI (Sexually Transmittable Infection) eingefangen hast, wirst du sie durch Medikamente entweder ganz los, oder zumindest die gefährlichen Symptome. Wie du dich auf STIs testen lässt, erfährst du weiter unten in den Safer Sex FAQ. Damit du beim nächsten Sex-Unfall entspannt bleiben kannst, verraten wir die besten Tipps zur STI-Vorbeugung in der Happy Sex Life Checkliste!
Aktuell sind Chlamydien, Tripper, HIV und Hepatitis laut Infektionsschutzgesetz meldepflichtig, das heißt: Wer eine solche Krankheit entdeckt – meistens Ärzt:innen – muss sie beim Gesundheitsamt melden. Bei Missachtung der Meldepflicht drohen Geld- und Freiheitsstrafen. So ein STI-Befund bleibt also für Jahrzehnte gespeichert.
Klar, für Gesundheitsdaten gilt ein besonders hoher Datenschutz. Doch selbst wenn deine Daten in der Praxis oder beim Gesundheitsamt geschützt sind, kann die „Schwachstelle“ auch eine deiner Kontaktpersonen sein, die sorglos mit persönlichen Daten umgeht. Zum Glück gibt es Gesetze gegen Diskriminierung wegen STIs und anderen Krankheiten. Für junge Menschen, deren Zukunft noch lang ist, bleibt das blöde Gefühl, vielleicht doch später mal einen Job oder eine Versicherung wegen dieser Krankheit nicht zu bekommen. Gegen das blöde Gefühl hilft diese kurze Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung.
Gegen unterinformierte und stigmatisierende Ratgebende gibt es keine Gesetze. So genannte Konversionstherapien sind in Deutschland nicht komplett verboten. Stealthing – heimliches Kondom-Entfernen – bleibt häufig straffrei. Außerhalb von großen Städten mit Schwerpunktpraxen und gemeinnützigen Initiativen kann es schwierig werden mit guter STI-Beratung. Oft kommen vergangene STI-Infektionen erst bei einem unerfüllten Kinderwunsch ans Licht, verbunden mit Schuldgefühlen.
Wer nicht heteronormativ lebt, hat ein höheres Risiko als „selbst schuld“ an einer STI abgestempelt zu werden – obwohl der meiste ungeschützte Sex in monogamen Paarbeziehungen stattfindet.
Manche Behandelnde in Allgemeinmedizin, Gynäkologie, Dermatologie und Urologie sehen hauptsächlich die Behandlung von bereits ausgebrochenen STIs als ihre Aufgabe an. Sie haben selber Wissenslücken in den Bereichen Testing, Aufklärung und Vorbeugung. So werden Abstriche an falschen Körperstellen genommen, über 100 Euro pro Test kassiert, Betroffene mit Antibiotika-Rezepten und Ratschlägen wie „Lifestyle überdenken“ nach Hause geschickt. Die Folgen: noch höhere Dunkelziffern, Versorgungslücken (z. B. PrEP für Frauen obwohl sie die zweitgrößte HIV-Risikogruppe sind) und mehr Tote durch multiresistente Keime.
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Sepsis (Blutvergiftung) ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Eine Sepsis durch so genannte Krankenhauskeime ist eine echte Zivilisationskrankheit. Gegen diese multiresistenten Erreger helfen keine Medikamente mehr. Ursache für Antibiotika-Resistenzen ist zum einen eine Übermedikamentierung in der Humanmedizin, zum anderen die Massentierhaltung: Zu viele Antibiotika aus der Fleischindustrie gelangen mit der Nahrung oder durch Gülle als Dünger über das Grundwasser in unsere Körper.
Gegen viele STIs helfen aber nur Antibiotika und so haben die Behandelnden eigentlich keine andere Wahl. Wir alle können mithelfen, die Antibiotika-Behandlung einzudämmen – durch Safer Sex, aber auch durch ganz einfache Alltagshygiene. Manchmal kann STI-Vorbeugung so einfach sein: Durch häufiges und richtiges Händewaschen können wir Millionen Ansteckungen über die Schleimhäute vermeiden. Indem wir unsere Finger und Bärte keimfrei halten, schützen wir unsere Liebsten vor nervigen Blasenentzündungen, Durchfall- und Erkältungskrankheiten und entlasten das Gesundheitssystem.
STIs können auch direkte Todesursachen sein. An viraler Hepatitis sterben jährlich fast doppelt so viele Menschen wie an den Folgen einer HIV-Infektion: Nach WHO-Schätzungen etwa 1,1 Millionen. Das humane Papilloma-Virus HPV wird beim Sex übertragen und kann neben Feigwarzen auch Krebs auslösen. Etwa 400.000 Menschen sterben jährlich an diesen Krebsarten, vor allem an Gebärmutterhalskrebs.
Menschen sterben an STIs, weil sie nicht geimpft sind, weil sie nicht wissen, dass sie eine STI haben, weil sie keine Behandlung bekommen oder weil sie sich nicht selber schützen können – wie z. B. Babys, die sich bei der Geburt mit Herpes anstecken. Wenn du in einem Land mit gutem Zugang zu Verhütung, STI-Impfungen, STI-Tests und STI-Medikamenten lebst, nutze dieses Privileg. Du kannst Leben retten, indem du zur Normalisierung der STI-Vorbeugung beiträgst. Sei stolz darauf, dass du dich beim Sex verantwortungsvoll benimmst und regelmäßig testen lässt! Teile diesen Artikel und tausche dich mit deinen Friends über gute Impf-Praxen und Testzentren in eurer Nähe aus.
Bin ich überhaupt in der Risikogruppe für Geschlechtskrankheiten?
Ja. Alle STIs können auch auf nicht-sexuellen Ansteckungswegen übertragen werden, z. B. durch eine Rasierer-Verwechslung im WG-Badezimmer. Darum bieten auch Abstinenz und Monogamie keinen 100% Schutz vor Geschlechtskrankheiten. Risikogruppe bedeutet nicht, dass du ein Risiko bist, sondern einem Risiko ausgesetzt, also vulnerabel bist.
Erregern ist es völlig egal, was dich erregt: Geschlecht und sexuelle Orientierung spielen keine Rolle für die Sicherheit beim Sex. Du kannst dir alle STIs beim Sex mit binären und nicht-binären Personen egal welcher Orientierung holen.
Eine STI kann dir schon beim ersten Mal Sex passieren, oder wenn du nur ein einziges Mal Sex hattest. Du kannst dich auch durch Sextoys anstecken. Den sichersten Schutz vor STIs bieten dir Impfungen, Kondome, Lecktücher und Handschuhe, regelmäßige Tests sowie Medikamente wie PEP und PrEP.
Wie spreche ich das Thema STIs am besten an?
Klar, es kostet Überwindung, STIs zuerst anzusprechen: Geschlechtskrankheiten sind stigmatisiert und naja unsexy. Doch es lohnt sich, das Thema STIs gleich am Anfang vom Tisch zu haben, denn Sex mit Vertrauen und safe gesunden Körpern ist definitiv heißer! Wenn dir das offen Ansprechen dennoch zu schwer fällt, hast du immer die Möglichkeit, Barrieremethoden (Kondome, Lecktücher, Handschuhe) beim Sex zu benutzen.
Für viele ist Covid-19 zum Small-Talk-Thema geworden. Wenn ihr eh gerade über Corona sprecht, kannst du das als Aufhänger nehmen:
„Du machst das wohl professionell, so gut wie du dich auskennst…“ Ganz vielleicht ein ehrliches Kompliment, wahrscheinlich eher ein Eingeständnis, dass die Person selber auf Schutzmaßnahmen bei Begegnungen verzichtet, die privat und nicht im Rahmen von Sex-Arbeit stattfinden.
„Ich arbeite im Gesundheitswesen, ich werde sowieso regelmäßig getestet.“ Das stimmt einfach nicht. In keinem medizinischen Beruf gibt es ein verbindliches STI-Screening für die Belegschaft. Reagiere am besten mit: „Super, dann kannst du mir deine negativen Testergebnisse ja direkt zeigen.“
„Ich habe eine Latex-Allergie, darum können wir keine Barrieremethoden verwenden.“ Latex-Allergien sind ziemlich selten (4,3% der Gesamtbevölkerung) und wer davon betroffen ist, weiß in der Regel, dass es für alle Barrieremethoden latexfreie Alternativen zum gleichen Preis gibt.
Überfalle deine Gegenüber nicht mit Fragen zu ihrer Vergangenheit, sondern sprich besser zuerst von deinem Status. So aber auch nicht:
„Ich habe keine STIs. Seit meinem letzten Test hatte ich nur mit drei Leuten Sex und immer mit Verhütung.“
Der Goldstandard: Ausdruck vom Laborbefund zusammen mit dem Impfpass beim live Treffen gegenseitig zeigen.
Nicht ganz so datensparsam: STI-Testergebnisse und Impfungen abfotografiert per Chat teilen (1x anzeigen/verschwindende Nachrichten-Funktion nutzen).
Bei Gelegenheitssex: Nachnamen und Geburtsdatum verpixeln/verdecken.
Ihr habt die Test-Ergebnisse nicht schriftlich bekommen? Das ist ganz normal und dient der Fälschungssicherheit. Fragt bei der Teststelle nach, welche Alternativen möglich sind: Telefonanruf in Gegenwart der anderen Person, persönlich erscheinen, Laborbefund abfotografieren etc.
Egal ob nach einer Verhütungspanne, bei einer Routine-Untersuchung oder weil du Symptome hast: Wenn bei dir eine STI diagnostiziert wird, solltest du so schnell wie möglich die Behandlung beginnen und keinen Sex mehr haben. Zum Thema Infektionskette frage die behandelnde Person: Wie kann ich den Personenkreis eingrenzen? Deinen akut gefährdeten Kontakten gibst du am besten direkt telefonisch Bescheid, damit auch sie sich behandeln lassen und die Krankheit nicht weiter verbreiten.
Hast du eine bleibende STI, kannst du bei neuen Sex-Kontakten genauso verfahren wie oben bei den negativen Test-Ergebnissen. Verhalte dich so, wie du es dir von der Person gewünscht hättest, die dich angesteckt hat. Dann kann die andere Person selbst entscheiden, wie weit sie mit dir gehen möchte und ob sie sich mit PrEP, Impfungen und Barrieremethoden ausreichend geschützt fühlt.
Wie kann ich mich auf STIs testen lassen?
Es gibt drei Möglichkeiten, wo du dich auf STIs testen lassen kannst: Beratungsstelle, niedergelassene Ärzt:innen und Selbsttests. In allen Fällen dauert es mindestens eine Woche, bis du das Ergebnis hast.
Beratungsstellen sind die günstigste Alternative. Sie werden häufig von der Aidshilfe oder vom Gesundheitsamt in deiner Stadt angeboten. Oft sind die STI-Tests dort sogar ganz anonym und kostenlos möglich. Leider gibt es STI-Beratungsstellen nur in größeren Städten. Vielleicht kannst du deinen STI-Test mit einem Event oder Städtetrip verbinden.
Auch in Praxen/Kliniken für Allgemeinmedizin, Dermatologie, Gynäkologie und Urologie kannst du STI-Tests machen. Diese Option ist praktisch, wenn du dort eh in Behandlung bist. Allerdings kann es teuer werden, wenn du älter als 26 bist und dich regelmäßig auf mehrere STIs testen lassen willst. Denn „anlasslose“ STI-Tests ohne „Risikokontakt“ in den letzten drei Monaten übernimmt die Krankenkasse nicht. Dennoch solltest du gegenüber der behandelnden Person ehrlich sein, auch zu dir selbst, auch beim kleinsten Symptom. Sag dazu, welche Art ungeschützten Sex du hattest – oral, vaginal, anal – damit die Abstriche an den richtigen Stellen genommen werden und die Auswahl der STIs im Screening passt.
Der einfachste und günstigste Weg zu regelmäßigen STI-Tests führt über das PrEP-Rezept. Das Medikament zum Schutz vor HIV übernimmt die Krankenkasse und es wird nur verschrieben, wenn du nachweislich HIV-negativ bist und auch keine Chlamydien, Hepatitis B+C, Syphilis oder Tripper hast. Link: https://prepjetzt.de/index.php/aerzteliste
Heimtests liegen preislich im Mittelfeld, sind auch auf dem Land zu bekommen und ziemlich praktisch, weil du sie selbstbestimmt Zeit- und Orts-unabhängig durchführen kannst. Du musst dich allerdings registrieren und selbst in den Finger piksen für die Blutprobe. Denk dran, dass der Datenschutz bei privaten Anbietern nicht so streng ist wie in der Praxis oder Klinik. Auch bei der Online-Ergebnismitteilung kann dein STI-Status theoretisch abgefangen werden. Dieser Online-STI-Selbsttest wird von der deutschen Aidshilfe unterstützt: https://samhealth.de/
Ist es sicherer, ganz auf penetrativen Sex und Oral-Sex zu verzichten?
Ungeschützter Oral-Sex mit STI-Getesteten oder geschützter Sex mit Kondom/Lecktuch ist relativ unbedenklich im Hinblick auf Chlamydien, HIV, Hepatitis, Syphilis und Tripper. Auf Feigwarzen (HPV) und Herpes (HSV-2) wird nicht anlasslos getestet. Auf dem Höhepunkt dieser Infektionen schützen auch Kondome und Lecktücher nicht zuverlässig vor Ansteckung. Darum solltest du auf sichtbare oder fühlbare Auffälligkeiten an Mund und Genitalien – auch bei dir selbst – achten und im Zweifel abchecken lassen.
Beim Rimming können zusätzlich zu den häufigsten STIs auch noch viele andere Krankheiten (einschließlich Corona) übertragen werden. Davor schützen Lecktücher. Ungeschütztes Rimming solltest du lieber nur mit Leuten machen, die ihre Gesundheit sehr ernst nehmen und regelmäßig checken lassen. Bis ihr beide clean getestet seid, könnt ihr euch mit Sexting, gegenseitigem Masturbieren oder desinfizierten Toys vergnügen.
Ja. Alle STIs können auch auf nicht-sexuellen Ansteckungswegen übertragen werden, z. B. durch eine Rasierer-Verwechslung im WG-Badezimmer. Darum bieten auch Abstinenz und Monogamie keinen 100% Schutz vor Geschlechtskrankheiten. Risikogruppe bedeutet nicht, dass du ein Risiko bist, sondern einem Risiko ausgesetzt, also vulnerabel bist.
Erregern ist es völlig egal, was dich erregt: Geschlecht und sexuelle Orientierung spielen keine Rolle für die Sicherheit beim Sex. Du kannst dir alle STIs beim Sex mit binären und nicht-binären Personen egal welcher Orientierung holen.
Eine STI kann dir schon beim ersten Mal Sex passieren, oder wenn du nur ein einziges Mal Sex hattest. Du kannst dich auch durch Sextoys anstecken. Den sichersten Schutz vor STIs bieten dir Impfungen, Kondome, Lecktücher und Handschuhe, regelmäßige Tests sowie Medikamente wie PEP und PrEP.