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Trauerforen & Co: 5 Online-Plattformen zum Austausch mit Trauernden

Viele Menschen trauern im vertrauten Familien- oder Freundeskreis. Doch was bleibt denen, die sich keinem engen Kreis zugehörig fühlen oder lieber anonym bleiben wollen? Menschen, die das Gefühl haben, andere mit ihrer Trauer nur noch zu belasten oder sich zurückgezogen haben? Dieser Artikel bietet eine Orientierungshilfe für alle, die nach einer Online-Trauerplattform suchen. Eine detaillierte Vorstellung fünf verschiedener Trauerplattformen soll Trauernden die Entscheidung erleichtern.

1. Trauerforum mit Blumenservice: Aspetos

Aspetos ist eine Plattform, die unter anderem ein aktiv genutztes Trauerforum unterhält. Es gibt sie seit 2006. Das Wort Aspetos entstammt dem Altgriechischen und steht für Unendlichkeit, Ewigkeit oder Unvergänglichkeit.

Im Forum finden sich Oberkategorien, die sich auf unterschiedliche Trauerfälle beziehen (beispielsweise Verlust eines Partners oder der Eltern). Dort können Trauernde eigene Beiträge erstellen und erhalten dann schnell Willkommensgrüße und liebevolle Worte mit auf den Weg. Das Interesse an den Schicksalen der Trauernden untereinander scheint hier sehr groß zu sein, auch länger in der Vergangenheit erstellte Beiträge werden oft wieder aufgegriffen, wenn beispielsweise der Todestag einer Person näher rückt.

Die Menschen begleiten sich sehr lange durch den Trauerprozess. Wer hier trauern möchte, bekommt den Raum, die persönliche Geschichte zu erzählen und wird dann entsprechend unterstützt. Es gibt auch Beiträge, die keinen direkten Trauer-Bezug haben, sondern einfach dem Zweck dienen, beieinander zu sein und immer andere Menschen um sich haben zu können.

Die Altersklassen der User sind bei Aspetos gemischt, auch jüngere Leute trauern hier. Das Design des Forums ist schlicht und modern, sodass man sich dort leicht zurecht findet. Es gibt keine Premium-Accounts, die Nutzung des Forums ist kostenlos, genauso wie die Erstellung von Traueranzeigen. Kosten entstehen hier nur, wenn der Blumenservice genutzt wird, der es ermöglicht, Gestecke direkt an das gewünschte Grab zu senden. So können auch weit entfernt wohnende Trauernde das Grab schmücken und sich dem sonst ortsgebundenen Ritual anschließen.

2. Interaktive Traueranzeigen: Unvergessen

Bei unvergessen.de können Traueranzeigen angelegt werden, die dann eine Art Trauerprofil von verstorbenen Personen darstellen. Dort sind Fotos der Person, der Name und das Geburts- und Todesdatum einsehbar. Andere Trauernde können mit der Anzeige interagieren.

Das Projekt wird geleitet durch die Eternio-Gesellschaft für Erinnerungskultur und wurde gefördert vom EXIST-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Ziel der Plattform ist es, die Erinnerung an Verstorbene aufrecht zu erhalten und Trauernden einen Ort zu bieten, an dem sie sich über ihre geliebte Person und den Verlust austauschen können.

Wer das Profil besucht, kann eine virtuelle Kerze mit einem kurzen Text hinzufügen. Diese brennt dann, wie eine echte Kerze, nur für einen bestimmten Zeitraum. Außerdem können Fotos der verstorbenen Person hinzugefügt werden und Geschichten über diese geteilt werden, sowie in einem Textfeld kondoliert werden. Zudem ist es möglich, die Person, die die Anzeige erstellt hat, zu kontaktieren.

Das Design der Plattform ist ebenfalls modern und schlicht. Kleine Illustrationen in den Traueranzeigen sorgen für eine freundliche und tröstliche Atmosphäre. Die Traueranzeige zu erstellen ist kostenlos, genauso das Aufstellen einer Kerze, die eine Woche brennt. Kostenpflichtig wird es erst, wenn man eine Monats-, Jahres- oder eine Ewige Kerze aufstellen möchte. Von dem eingenommenen Geld wird dann aber nicht nur die Plattform betrieben, sondern auch pro bezahlter Kerze ein Baum gepflanzt. Dadurch entsteht über den Tod hinaus neues Leben in Andenken an die verstorbene Person.

3. Virtueller Friedhof: Soulium

Soulium ist eine sehr umfangreiche Trauerplattform, die zum Angebot der 2007 gegründeten Soulium UG gehört. In erster Linie handelt es sich um einen virtuellen Friedhof: Hier kann eine Landschaft ausgewählt und dann ein Grab nach Wunsch gestaltet werden.

So viele Möglichkeiten wie hier sind im realen Leben eher selten und die Auswahl kann jederzeit verändert werden. So haben Trauernde einen sehr engen Bezug und Tag und Nacht Zugriff auf das Grab der verlorenen Person. Auch an Haustiere wurde gedacht, für diese können Grabstätten auf Mournium erstellt werden.

Das Soulium Trauerforum bietet die Möglichkeit, sich über das Aufstellen von Kerzen an den Grabstätten hinaus miteinander zu vernetzen. Allerdings scheint das Forum nicht sehr aktiv zu sein und es sind viele Spam-Beiträge vorhanden. Ab und zu gibt es aber auch vereinzelte Beiträge, in denen User ihre Geschichte erzählen, leider fällt aber auch dort die Interaktion eher gering aus.

Designtechnisch ist soulium.de nicht ganz so modern und übersichtlich, aber trotzdem findet man sich dort zurecht. Funktionen wie die täglich aktualisierte Rubrik "Heute gedenken wir ..." oder die Halle des Lichts, wo auch Gäste unabhängig von Grabstätten virtuelle Kerzen aufstellen können, entdeckt man eher zufällig. Wer die Plattform unterstützen möchte, kann einen Premium-Account nutzen und bekommt dadurch Premium-Gedenkseiten, die stärker hervorgehoben werden. Außerdem können Premium-User bunte Kerzen aufstellen.

4. Individuelle Trostpartner finden: TrostHelden

Trosthelden.de bietet ein individuelles Konzept, bei dem Trauernde passende "Trostpartner" finden können. Mithilfe eines Matching-Algorithmus werden Personen angezeigt, die ähnliches Leid erleben oder erlebt haben. Die Idee stammt von Sterbe-Amme Jennifer Lind und Diplom-Kaufmann Hendrik Lind, die es seit 2020 allen ermöglichen wollen, einen Menschen zu finden, der die "gleiche Trauersprache spricht".

Dazu füllen User einen Fragebogen aus, in dem man angeben kann, wer die betrauerte Person ist, in welchem Alter sie verstarb und was der Grund des Todes war. Zudem können Angaben zur eigenen Person gemacht werden. Das Angebot richtet sich an Menschen ab 16 Jahren.

Jeder User hat ein Profil, das mit einem Foto und Antworten auf die vier Fragen "Was magst du an dir?", "Was magst du an anderen Menschen?", "Wie hilfst du dir selbst, wenn dich die Trauer überrollt?", "Was hat dich deine Trauer an positivem gelehrt?" ausgefüllt werden kann. Die potentiellen Trostpartner können sich das Profil ansehen und dann eigeninitiativ den Kontakt herstellen.

Zusätzlich gibt es für registrierte Mitglieder die Rubrik "Impulse", in der beispielsweise Atem-Übungen oder Interviews und Buchtipps für Trauernde - oft in Videoform oder Audio mit kurzen Texten - angeboten werden. Hier finden sich auch Zitate, Inspirationen und Trauertipps.

Das Design von Trosthelden.de ist modern, übersichtlich und schlicht. Man gewinnt einen seriösen Eindruck, die Sprache ist freundlich und tröstend. Die Erstellung des Profils, die Beantwortung des Fragebogens sowie die Anzeige der individuellen Trostpartner ist kostenlos. Wer sich mit diesen in Verbindung setzen möchte, benötigt dann allerdings einen Premium-Account.

5. Persönliches Trauerforum: MeineTrauer

Meinetrauer.de ist ein reines Trauerforum. Der Gründer des Forums erstellte dies aus einem eigenen Verlust heraus ganz nach seinen Wünschen und Vorstellungen und schreibt dazu selbst: "Vor allem sollte diese Seite für alle da sein, denn jeder hat ein Anrecht auf seine Trauer, unabhängig vom Glauben, der sexuellen Orientierung usw."

Diese ganz persönliche Motivation merkt man auch an der Gestaltung des Forums: Es gibt ein Team, das sich um die Moderation kümmert und Beiträge prüft, bevor diese veröffentlicht werden. Wer mehr über das Team hinter der Seite erfahren will, kann das auf einer eigenen Informationsseite tun. Hier wird klar: Hinter allen Köpfen des Teams stehen jeweils ganz eigene Geschichten und nicht selten lange Trauerbiographien.

Die Themen und Beitragstitel im Forum sind für Gäste einsehbar, die einzelnen Beiträge sind aber den dort Trauernden vorbehalten, um die Privatsphäre dieser in einer so verletzlichen Situation zu schützen. Es gibt einige aktuelle Beiträge, was darauf hinweist, dass das Forum aktiv genutzt wird.

Es gibt aber auch ein Gastforum, in dem Gäste ihre Trauer kundtun können und sodann Antworten von registrierten Usern bekommen. Außerdem sind die "Kerzen der Ewigkeit" auch für Gäste frei zugänglich, hier können diese virtuell Kerzen anzünden.

Der Designstil ist hier forentypisch und bunter als bei anderen Plattformen. Es gibt keine Premium-Mitgliedschaften.

Fazit

Alle hier vorgestellten Plattformen wollen ihren Usern vor allem eins ermöglichen: gemeinsam zu trauern und sich gegenseitig Trost zu spenden. Dabei verfolgt jede Plattform ihren jeweils eigenen Ansatz. Wer sich wünscht, sich gezielt mit anderen auszutauschen und über Erlebtes zu schreiben, wird im Aspetos-Forum, bei TrostHelden oder MeineTrauer fündig. Wer gerne eine Traueranzeige schalten möchte oder eine Grabstätte errichten möchte, die für andere online zugänglich ist, kann sich bei Soulium oder Unvergessen umschauen.

Natürlich kann man mittlerweile auch in den sozialen Medien trauern. Trauerforen haben jedoch durchaus ihre Vorteile. Erstens bieten sie ihren Usern einen abgetrennten, geschützten Raum zum Trauern, während Trauercontent in sozialen Medien in der Regel nur einen kleinen Teil des eigenen Feeds darstellt.

User können schnell auch mit Content konfrontiert werden, der sich für ihre Trauerprozesse als nicht hilfreich erweisen könnte. Zweitens werden Trauerforen normalerweise von fachkundigen, erfahrenen und sensiblen Moderations-Teams betreut, während soziale Medien generell viel weniger moderiert werden – und so mehr Missbrauchspotenzial bergen.

Beide Optionen können jedoch sinnvolle Ergänzungen zu analoger Trauer darstellen.

Papierblätter als Symbolbild für Rechtliches.

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Hannah Borchert

Hannah Borchert

Redakteurin