02

Gaming Accounts vererben

Die meisten Gaming-Begeisterten befassen sich vermutlich nur mit dem Tod ihres Ingame-Charakters oder Avatars. Doch nur wenige kennen sich mit den gesetzlichen Regelungen aus, wenn sie selbst versterben.

Ein paar Zahlen und Fakten

Steam, entwickelt von der Valve Corporation, ist eine internationale Online-Vertriebsplattform für Computerspiele und verbindet Spielende weltweit durch Gruppen, Chats und Multiplayerfunktionen.

Im Jahr 2018 hatte die Plattform monatlich rund 90 Millionen aktive Nutzende. 2019 konnte Steam bereits mehr als eine Milliarde aktive Konten verzeichnen.

Bei diesen Zahlen stellt sich zwangsläufig die Frage, wie viele Menschen überhaupt für den Fall aller Fälle, nämlich den des eigenen Ablebens, vorgesorgt haben.

Dies ist allerdings sehr wichtig, denn man findet in Steam nicht nur die erworbenen Spiele. Auch Items oder Skins sind über den Client zugänglich und werden auf dem eigenen Konto hinterlegt. Durch angehäufte Gegenstände kann somit ein ganzes Vermögen angesammelt und sogar als Wertanlage eingesetzt werden.

Das Kleingedruckte

Schauen wir nun ins Kleingedruckte. Fakt ist, dass manche Plattformen inaktive Accounts deaktivieren oder löschen, zum Beispiel Netflix oder Microsoft.

Bei Steam ist dies nach jetzigem Kenntnisstand nicht der Fall. Im Nutzungsvertrag steht zum Thema Laufzeit und Vertragsbeendigung lediglich, dass es Valve frei steht Konten zu löschen, die gegen Vereinbarungen, Abonnementbedingungen oder Nutzungsrichtlinien verstoßen. Auch bestimmte Abonnements können gelöscht werden, falls Valve die Bereitstellung von einem Abo generell einstellt.

Das klingt erst einmal schön und gut, doch natürlich gibt es da auch noch die Kehrseite der Medaille. Nach dem Tod könnte euer inaktiver Account beispielsweise gehackt werden und im Handumdrehen wandern die geliebten Items auf einen Betrugs-Account.


Außerdem können Kriminelle in diesem Zuge auch an sensible Daten kommen, die einen Identitätsdiebstahl begünstigen. In beiden Fällen ist dann nicht mehr viel zu machen, da ihr ja schon das Zeitliche gesegnet habt.

Die Rechtslage

Viele Plattformen bieten die Möglichkeit an, das digitale Erbe im Voraus zu regeln. So kann bei Facebook beispielsweise ein Nachlasskontakt hinterlegt werden.

Bei Steam ist dies nicht der Fall. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine offizielle Möglichkeit den Account an Verwandte oder Nahestehende im Falle des Ablebens weiterzugeben.

Diesem Punkt hast du bereits beim Annehmen des Nutzungsvertrages zugestimmt. Dieser besagt nämlich, dass du Dritten ohne ausdrückliche Zustimmung von Valve dein  Kennwort oder dein Konto nicht zugänglich machen darfst. Und dies ist aus der Sicht der informationellen Selbstbestimmung selbstverständlich problematisch.

Hierzu findest du in diesem Video einen spannenden Einblick. Link zu YouTube: "What happens to your Steam account when you die? - Here's A Thing".

Was bleibt

In der Realität gibt es also keine rechtlich verbindliche Absicherung, für den Fall, dass du den Löffel abgibst. Dennoch kannst und solltest du deiner Familie oder einer nahstehenden Person deinen Accountnamen und dein Passwort hinterlegen. Der offizielle rechtliche Weg ist, die Person, die sich um deinen Gaming Account kümmern soll, namentlich in deinem Testament zu erwähnen. So stellst du sicher, dass sich die Hinterbliebenen zumindest in der Theorie noch lange Zeit an deiner Spielesammlung erfreuen können. Und wer weiß – vielleicht knacken sie sogar deinen letzten Highscore.

Papierblätter als Symbolbild für Rechtliches.
Papierblätter als Symbolbild für Rechtliches.

Thank you! Your submission has been received!
Oops! Something went wrong while submitting the form.
Ann-Kathrin Vocke

Ann-Kathrin Vocke

Redakteurin

Ich begeistere mich schon von Kindesbeinen an für Journalismus, Politik und Videospiele. Aus diesem Grund studiere ich seit 2019 den Studiengang Online-Redaktion in Köln.